
Der Begriff “Utopie” hat eine lange, abwechslungsreiche Geschichte, die auf einer Insel begann. Als dunkler Weggefährte begleitet ihn die Dystopie, eher versteckt hält sich die Eutopie. In diesem Beitrag werfen wir einen ersten Blick auf die Begriffe Utopie, Dystopie und Eutopie und auf ihre Verwendung hier im Blog.
Woran denkst du, wenn du den Begriff “Utopie” liest?
Vielleicht an ferne Welten, paradiesische Zustände, glücklich in Harmonie lebende Menschen. Oft ist die Utopie eine unerreichbare Vorstellung, etwas Träumerisches. “Deine Idee ist utopisch,” sagt man ja auch, wenn man eigentlich meint, etwas wäre unerreichbar, abwegig, zu blauäugig. Und dennoch ist die Utopie eine wünschenswerte Variante einer Welt, in der wir gerne leben möchten.
Der üble Ort a.k.a. die Dystopie
Der düstere Weggefährte der Utopie ist die Dystopie, die schlechte Vorstellung einer Gesellschaft: Roboter oder Aliens übernehmen die Weltherrschaft, KI verwandelt die Erde in grauen Schleim oder Wasserknappheit treibt uns in die menschliche Apokalypse. Dann ist klar: In so einer Welt wollen wir auf keinen Fall leben. Und doch sind dystopische Literatur und Filme in den letzten Jahrzehnten der Hit, gerade wenn es um technische Entwicklungen geht. (Ich freue mich jedenfalls jetzt schon drauf, wenn ich für diesen Blog das Buch von Nadine Hammele zu “Künstliche Intelligenz im Film” lesen werde. 🙂 )
“Utopie” wörtlich betrachtet
Den Begriff “Utopie” gibt es seit etwas mehr als 500 Jahren. Er stammt aus dem gleichnamigen Buch “Utopia” vom britischen Autor Thomas Morus und beschreibt eine menschliche Gesellschaft auf einer fiktiven Insel. Wörtlich genommen ist die “Utopie” (griechisch “ou” = nicht und “topos” =Ort) daher ein “Nicht-Ort” und lange waren utopische Geschichten in ausgedachten Orten angesiedelt. Dort beschreiben sie eine alternative gesellschaftliche, politische, technische und/oder wirtschaftliche Ordnung. Der Begriff an sich ist also streng genommen gar nicht positiv, sondern neutral. Für einen positiven Ort wäre “Eutopie” die richtige Bezeichnung, für einen schlechten Ort die Dystopie. Zudem hat sich die Verwendung des Begriffs “Utopie” über die Jahrhunderte gewandelt – allein die Geschichte des Begriffsverständnisse wäre einen eigenen Blogbeitrag wert. (Hinterlasst gerne einen Kommentar, wenn ihr daran Interesse habt.)
Mein pragmatisch-umgangssprachlicher Utopie-Begriff
In diesem Blog bleibe ich bei der heute umgangssprachlich gewohnten Verwendung des Begriffs “Utopie” und meine damit die überwiegend positive, konstruktive Vorstellung einer menschlichen Gesellschaft. “Utopie gestalten” bedeutet daher für mich, sich aktiv zu bemühen, die wünschenswerten, positiven Zukunftselemente wahrscheinlicher werden zu lassen.
“Die Geschichte der Utopie ist eine Geschichte der Defizite und Missstände ihrer Herkunftsgesellschaften.” Thomas Schölderle in seinem Buch “Geschichte der Utopie”
Huch. Was soll jetzt dieser Dreh? Utopien und Defizite? Wie passt das zusammen?
Ich beschäftige mich noch nicht so lange mit utopischen Erzählungen, aber es scheint mir einleuchtend, dass Utopien immer in ihrem jeweiligen historischen Kontext verstanden werden müssen. Oft sind die Wunschgesellschaften eine Positivumkehr von Missständen aus der jeweiligen Zeit. Aus real erlebter Unterdrückung wird in der Utopie Freiheit, aus Diskriminierung wird Gleichberechtigung, aus Armut wird Wohlstand usw. Die Utopie aus dem 17. Jahrhundert ist heute unter Umständen gar keine mehr und die positiven Zukunftsvorstellungen von heute sind in vielen Details hoffentlich in 200 Jahren obsolet. Es ist also wichtig, dass wir utopische Erzählungen nicht als etwas auf alle Zeiten allgemeingültiges verstehen. Vielmehr sind sie eine subjektive Wunschbeschreibung, die handlungsleitend im Hier und Jetzt werden kann.
Die Utopie hat es von einer Insel also in zahlreiche Gesellschaftsentwürfe und Zukunftsvorstellungen gebracht. Konstruktive Utopien bilden potenziell realisierbare Zukünfte ab und um die soll es bei UTOPIEGESTALTEN gehen. Hast du bereits eine Lieblingsutopie? Dann schreib mir gerne dazu in den Kommentaren.
Zum Weiterlesen:
“Utopie, Dystopie, Eutopie – Begriffe der Zukunftsszenarien“ im Schreibnacht-Magazin
Das Beitragsbild “Utopian Artwork” stammt aus der Infothek für Realutopien: Zukunftsvision #245, Buntes Amt für Zukunft, CC BY-NC-SA 4.0
Entdecke mehr von UTOPIEGESTALTEN
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
oh! die Lieblingsutopie ist einfach für mich:
Das ist und bleibt das Star Trek Universum – Insbesondere The Next Generation und alles um Jean Luc Picard und sein Team.
Auf er Metaebene wegen der Erzählweise: Die Menschheit hat es geschafft, halbwegs in Frieden zu leben und dennoch treibt sie die Neugier und der Wunsch to boldly go über die nächste Grenze, in spannende und interessante Gegenden und Situationen.
Aber das für mich wünschenswerte steckt in ganz vielen Details:
der Kapitalismus wurde überwunden
die Menschen arbeiten an sich selbst, statt am Scheffeln von Geld
Energie und Rohstoffe sind im Überfluss vorhanden
die Menschheit ist (untereinander) weitestgehend friedlich
Wo es doch schon so viele Technologien wie Klapphandies, iPads und VR-Brillen aus Star Trek in die Echtwelt geschafft haben, schaffen es vielleicht auch irgendwann einige der utopischen Konzepte.
Zuallerst hoffentlich die Energiequellen und dann die Replikatoren. Die beiden dürften am ehesten den Weg in eine utopische Zukunft ebnen 🙂
Oh ja. 🤩 Wenn’s um Utopien geht kommt man an Star Trek nicht vorbei.
Ich bleib regelmäßig am „Star Trek Montag“ bei einem bestimmten TV-Sender hängen. Die Raumschiff Enterprise-Folgen sind teilweise so super und ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus. 🤩
Energiequellen und Replikatoren klingen spannend. 👍
Ich find ja die Frage spannend, ob im Star Trek Universum der technische Fortschrift den gesellschaftlichen Wandel bedingt hat, oder ob’s vielleicht genau umgekehrt war.
Im Star-Trek-Universum dürfte die Ankunft der Vulkanier im Jahr 2063 die Initialzündung für beides sein. Zu diesem Zeitpunkt liegt die Erde nach dem 3. Weltkrieg großenteils in Trümmern. Danach etabliert sich recht schnell eine gemeinsame Weltregierung.
Der Replikator, wie er in The Next Generation üblich ist, wird übrigens erst im 24. Jahrhundert erfunden.
Jede Star-Trek-Serie greift gesellschaftliche Missstände ihrer Zeit auf und leistet dadurch ihren kleinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gesellschaft.
Ich könnte jetzt noch längere Ausführungen hinschreiben, aber vielleicht ist das auf der Tonspur besser.
Gibt es im StarTrek-Universum Altertumsforscher? Falls ja, wären sie wohl die geeignete Adresse dafür.
(Du siehst: Ich hab keinen blassen Schimmer von diesem Universum, drum gehe ich es irdisch an.)
„Zudem hat sich die Verwendung des Begriffs “Utopie” über die Jahrhunderte gewandelt – allein die Geschichte des Begriffsverständnisse wäre einen eigenen Blogbeitrag wert.“
–> hiermit bekunde ich Interesse daran😉
Super schön und verständlich geschrieben, dein Beitrag.
Deins zu mir, meins zu dir:
https://vorgarten2969157.garden/2025/06/08/holsteiner-treppe-8-angst/
Der Beitrag zu Utopie/Dystopie.
Mit den besten Empfehlungen.