Die Liberating Structure „Future~Present“: Strategien für eine bessere Zukunft entwickeln

Die Liberating Structure „Future~Present“: Strategien für eine bessere Zukunft entwickeln

Es ist das Jahr 2040. Ein Lagerfeuer knistert. Du sitzt mit einer kleinen Gruppe Menschen zusammen. Ihr redet über die Vergangenheit und euren Weg in diese “neue” Gegenwart.

So ähnlich lässt sich das Setting der Future~Present Methode der Liberating Structures beschreiben. Diese strukturierte und kreative Workshoptechnik hilft Teams dabei, aus der Perspektive eines zukünftigen Erfolgs kluge Taktiken für die Gegenwart zu entwickeln. Wie du die Methode durchführen kannst und was sie so besonders macht, habe ich in diesem Beitrag aufbereitet.

Die Future~Present Methode konnte ich bereits selbst ausprobieren – dank dem Zukünfte-Gestalter Tobias Leisgang, der mich kürzlich zu einer virtuellen Zukunfts-Lagerfeuerrunde zum Thema “Bildung und Lernen” eingeladen hat. Dieser Beitrag setzt sich daher aus der offiziellen Beschreibung der Liberating Structure, einem Beitrag von Tobias im Projektmagazin und meiner Erfahrung aus der Testrunde zusammen.

Was ist Future~Present?

Future~Present ist eine Methode aus dem Werkzeugkasten der Liberating Structures, die die Teilnehmenden einlädt, sich in eine (erhoffte) Zukunft zu versetzen, etwa 10 bis 20 Jahre voraus. In dieser Zukunft sind sie erfolgreiche Pioniere, die bereits alle Hürden überwunden haben. Von dieser Position aus blicken die “älteren” Teilnehmenden zurück und teilen ihre „Weisheit“ mit den sogenannten „Jüngeren“. Durch diesen Perspektivwechsel entsteht ein Raum für innovative Ideen, klare Prioritäten und praktische Erkenntnisse, die in die Gegenwart wirken. Die Methode unterstützt Teams dabei, sich auf eine kommende Herausforderung vorzubereiten, die eine wesentliche Veränderung mit sich bringen wird. Der Perspektivenwechsel durch den fiktiven Sprung in den Zielzustand und den Blick zurück eignet sich insbesondere für Vorhaben, die Unsicherheiten aufweisen.

Einsatzmöglichkeiten

Die Methode eignet sich für eine Vielzahl von Szenarien, ob in kleinen Gruppen oder größeren Teams. Sie kann sowohl online als auch vor Ort durchgeführt werden und funktioniert gut mit einer Gruppengröße ab 4 Personen, da bei größeren Teilnehmergruppen mit Kleingruppen gearbeitet werden kann. Auf der Website der Liberating Structures wird die Durchführungsdauer mit 15 bis 25 Minuten angegeben, Tobias hat Erfahrung mit unterschiedlichen Durchführungszeiten und -intensitäten gemacht: Von 5 Minuten spontanem Lagerfeuer bis einer Stunde mit zwei Runden und ausreichender Reflexion hat er die Liberating Structure schon flexibel angewendet. Ich gebe im Folgenden meine persönliche Zeitschätzung an.

So funktioniert Future~Present

1.Zukunfts-Setting erklären (5 Min.)

Erkläre das Zukunftsszenario, in das die Gruppe sich hineinversetzen soll. Um welche Zeit in der Zukunft geht es? Wo befindet ihr euch? Welchen Aspekt der Zukunft betrachtet ihr gemeinsam (euer Unternehmen, eine bestimmte Stadt, das Klima, die Demokratie,…)?

2. Gruppen bilden (5 Min.)

Teile die Teilnehmenden in 4er bis 6er-Gruppen ein. Jede Gruppe besteht aus zwei „Ältesten“ (die in der Zukunft lebenden Pioniere) und zwei bis vier „Jüngeren“ (die ihre Geschichte hören möchten).

3. Interview der „Ältesten“ durch die „Jüngeren“ (15 Min.)

Die „Jüngeren“ interviewen die „Ältesten“, die aus ihrer Perspektive in der Zukunft zurückblicken und zum Beispiel folgende Fragen beantworten:

  • Wie waren die schwierigen Zeiten?
  • Welche Probleme gab es? Was gab den Ausschlag, die Veränderung anzupacken?
  • Wie habt ihr euch gefühlt? Was gab euch Hoffnung?
  • Was waren eure ersten Schritte?
  • Wie kam Schwung in die Sache?
  • Wann und wie ging euer Vorhaben durch die Decke?
  • Wer stand euch zur Seite?
  • Wer waren Gegenspieler? Wer hat euch behindert?

4. Reflexion und Austausch (10 Min.)
Nach dem Interview diskutieren die „Jüngeren“ die Ergebnisse untereinander, identifizieren wichtige Themen und Erkenntnisse, während die „Ältesten“ zuhören. Am Ende teilen die „Ältesten“ ihre Perspektive.

Einschätzung zur Future~Present Methode

Future~Present weckt die Vorstellungskraft und aktiviert die kollektive Intuition der Teilnehmenden. Hindernisse werden sichtbar, Chancen greifbar, und die Teilnehmenden gewinnen Mut, die nächsten Schritte aktiv zu gestalten. Die Methode bringt die Kraft von Geschichten und kollektivem Lernen zum Vorschein, um komplexe Herausforderungen zu bewältigen.

Bei meinem ersten Durchlauf mit Tobias habe ich die Methode als leicht zugänglich empfunden. Das “Eindenken” ins Ausgangsszenario ist entscheidend, um schnell in einen Flow des Erzählens zu kommen. Anfangs war es für mich ungewohnt, in die Zukunftserzählung zu finden und es hat geholfen, dass Tobias schon Übung in der Methode hatte und einige Impulse setzen konnte. Gegen Ende hat es richtig Spaß gemacht und wir haben interessante Erzählansätze gefunden.

Danke für deine Einladung zu diesem Format, Tobias! Für mich wird es sicher nicht das letzte Future – Present Lagerfreuer gewesen sein. 🙂 

In meinem nächsten Beitrag bekommst du einen inhaltlichen Einblick in die Lagerfeuer-Erzählung von Tobias und mir.

(Das Beitragbild stammt von Tegan Mierle auf Unsplash) 


Entdecke mehr von UTOPIEGESTALTEN

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

3 Gedanken zu “Die Liberating Structure „Future~Present“: Strategien für eine bessere Zukunft entwickeln

Hinterlasse einen Kommentar